Mit einer Anlage in Aktien lässt sich über eine gute Rendite einfach Geld verdienen. Wenn Ihnen für eine solche Investition das nötige Kapital fehlt, bietet sich ein Kredit an. Darlehen sind derzeit besonders günstig zu bekommen. Trotzdem bedeuten Aktienpapiere immer auch Spekulation und Risiko. Auch wenn es Argumente dafür gibt spricht vieles dagegen, geliehenes Geld in Wertpapiere zu investieren. Wenn Sie am Ende nicht mit leeren Händen dastehen möchten, sollten Sie Aktien nicht auf Kredit kaufen. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel die Gründe.
Was für einen Aktienkauf auf Kredit spricht
Der Aktienkauf auf Kredit hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Zunächst beleuchten wir daher die Argumente, die für den Kauf von Wertpapieren mit geliehenem Geld sprechen können. Vor allem durch einen preiswerten Kredit ist das Startkapital für den Eintritt in den Aktienhandel verhältnismäßig leicht realisierbar. Aktuell bewegen sich die Kreditzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau und Darlehen sind bereits für einen sehr geringen Tilgungssatz zu bekommen. Weshalb also nicht in Aktienpakete oder einzelne Wertpapiere investieren, die über die Rendite den Kredit abzahlen und darüber hinaus Gewinne versprechen?
Zwei Modelle für einen Aktienkredit
Dieser Gedanke klingt zunächst vernünftig und vorteilhaft. Durch das Geld eines Darlehens können Sie schließlich Ihr vorhandenes Aktiendepot ausbauen oder sich überhaupt erst ein solches zulegen. Vorausgesetzt, Sie bringen die notwendige Bonität mit, erhalten Sie von Ihrer Bank schnell und unkompliziert Geld, etwa über einen Ratenkredit ohne Zweckbindung. Dadurch sparen Sie sich beispielsweise die Wartezeit, die Ihnen entsteht, wenn Sie an fest angelegtes Geld gelangen wollen. Mit einer geliehenen Summe stehen Ihnen zeitnah Barmittel zur Verfügung, mit denen sich vielversprechende Aktien erwerben lassen. Mit einem Ratenkredit können Sie dann auch fest einplanen, welche Beträge Sie monatlich als finanzielle Zusatzbelastung erwarten. Im günstigen Fall zahlt sich das für Sie über Kurssprünge und Wertzuwächse Ihrer Papiere aus.
Außer dem klassischen Modell des Ratenkredits können Sie noch eine zweite Möglichkeit in Betracht ziehen, sofern Sie bereits ein Depot besitzen. Dabei beleihen Sie als Anleger Ihr bestehendes Aktiendepot, das zugleich als Sicherheit dient. Dann sind keine Raten zu bezahlen, sondern lediglich Zinsen, die in der Regel alle 3 Monate fällig werden. Ein solcher Wertpapierkredit wird auch als Lombardkredit bezeichnet. Dabei erfolgt die Rückzahlung Ihres geborgten Betrages flexibel. Die geliehene Summe können Sie in Teilbeträge, als in kompletter Höhe oder über den Verkauf Ihrer Wertpapiere gewährleisten. Kreditrahmen sowie die Modalitäten der Rückzahlung sind dabei mit Ihrem Depotanbieter abzuklären. Zu beachten ist beim Wertpapierkredit, dass selbst solide Aktien aus Ihrem bestehenden Depot mit Abschlägen bewertet werden. Ihr Beleihungswert beträgt auch bei Anteilspapieren sicherer Großkonzerne in der Regel nicht mehr als 50 bis 80%. Sie riskieren damit im negativen Fall nicht nur ein verlustreiches Spekulationsgeschäft über Ihre neu erworbenen Aktien, sondern auch den Bestand relativ sicherer Anlagen.
Welche Argumente gegen Kredite für Aktien sprechen
In den letzten Jahren kletterten verschiedene Aktien in ihrem Wert auf das Vielfache ihres Ursprungswertes. Facebook, Amazon oder der Pharmazulieferer „Sartorius“ sind Beispiele für solche Höhenflüge. Anleger, die zum richtigen Zeitpunkt in die Wertpapiere solcher Unternehmen investiert haben, konnten enorme Gewinne verbuchen. Woher das Geld für diese Finanzprodukte kam, spielt dabei dann auch keine große Rolle mehr. War für die Aktieninvestition ein Kredit nötig, konnte dieser durch die Rendite theoretisch mit einem Schlag getilgt werden.
Aktienhandel ist pure Spekulation
Die Börse ist der Ort, an dem Aktien gehandelt werden. Dort kommt es durch Nachfrage und Angebot sowie zahlreiche äußere Faktoren zu Schwankungen, die nicht berechenbar sind. Durch unvorhersehbare Entwicklungen kann der Aktienwert eines Unternehmens absacken. Als jüngste Beispiele stehen stellvertretend der Abgasskandal des Volkswagen-Konzerns oder die Debatte um den Datenmissbrauch bei Facebook. Solche Skandale beeinträchtigen den Aktienkurs der Unternehmen, nachhaltig, was sich vor allem bei Ihnen als Kleinanleger negativ bemerkbar macht.
Nicht erst in Zeiten von Donald Trump, Brexit oder Globalisierung können Ereignisse auch vollkommen unerwartet eintreten, die die gesamte Börsenwelt oder die Wirtschaft einer Nation in Bedrängnis bringen. Schwierigkeiten an der amerikanischen oder chinesischen Börse können beispielsweise einen weltweiten Domino-Effekt auslösen, der zu ungeahnten Kurseinbrüchen führt. Die Erfahrung zeigt, dass solche Entwicklungen sich nicht langfristig ankündigen und weitreichende Einbußen mit sich bringen. Angesichts der immensen Beträge, die momentan über Privatkredite in Aktienkäufe fließen, sehen Börsenexperten die Entwicklung mit Skepsis. Das Ausmaß solcher Investitionen übersteigt aktuell längst die Summen, die 2007 beim globalen Börsen-Crash oder im Jahr 2000 beim Platzen der Dotcom-Blase im Spiel waren und verbrannt sind.
Überlassen Sie Aktienkredite den Profis
Wenn Sie mit den Mechanismen an der Börse nicht ein fundiert und nachhaltig vertraut sind, sollten Sie Aktien erst Recht nicht über einen Kredit finanzieren. Einsteiger, die in günstig angebotenen Darlehen eine Chance für schnelle Gewinne an der Börse wittern, riskieren eher eine Verschuldung. Selbst erfahrene Börsenhändler sind nicht vor dem Totalverlust ihrer Investition gefeilt, obwohl sie über die Geschehnisse und Wirkungen des Aktienmarktes Fachwissen besitzen. Professionelle Investoren haben in der Regel allerdings vielfältig aufgestellte Pakete, die eventuelle Verlustgeschäfte ausgleichen und dadurch den Schaden gering halten. Außerdem verfügen solche Anleger über Mittel, die die Finanzen eines Privatanlegers deutlich übersteigen. Aufgrund ihrer Kenntnisse werden Börsenexperten auch Trends meist frühzeitiger erkennen und deuten können als Außenstehende. Selbst wenn Sie als Kleinanleger einsteigen und über Grundkenntnisse verfügen, wird Ihnen kaum die Zeit bleiben, das ganze Geschehen auf dem Aktienmarkt genau zu analysieren.
Bedenken Sie die Folgen eines Kredits
Wenn es Ihnen möglich ist, einen Kredit sicher abzubezahlen, bleibt die Verwendung natürlich Ihnen selbst überlassen. Allerdings müssen Sie über die Laufzeit auch persönliche Risikofaktoren bedenken. Diese ergeben sich aus individuellen Umständen wie dem möglichen Verlust Ihres Arbeitsplatzes oder Ihrer plötzlichen Erwerbsunfähigkeit. Sollten Sie aus solchen oder anderen Gründen Ihren Kredit eines Tages nicht mehr bedienen können, drohen Ihnen Schulden, die im Extremfall Ihre Existenz bedrohen. Banken oder andere Kreditgeber sichern sich generell durch Sicherheitsleistungen gegen Ihren möglichen Ausfall ab. Auf diese Sicherheiten wird im Notfall zurückgegriffen, indem diese veräußert werden. Weitere unangenehme Folgen können für Sie unter Umständen eine Gehaltspfändung oder das Heranziehen Ihres Bürgen darstellen.
Investieren Sie in Aktien nur freies Geld
Auf dem Börsenparkett herrschen eigene Regeln, die durch Sie nicht beeinflussbar und nur schwer vorherzusehen sind. Wenn Sie als Einsteiger Ihre ersten Erfahrungen sammeln möchten, sollten Sie zunächst mit überschaubarem Einsatz vorgehen. Verwenden Sie nur einen bestimmten Betrag, den Sie für solche Investitionen auch sicher entbehren können. Sehen Sie eine Investition in den Aktienmarkt nicht zwingend als gewinnbringend an, sondern betrachten Sie es besser als Risikogeschäft. Das kann sich durch hohe Renditen lohnen, allerdings kann auch das entgegengesetzte Szenario eintreten. Dann machen Sie nicht nur an der Börse mit wertlosen Papieren ein Minus, sondern haben darüber hinaus noch die finanzielle Belastung eines Kredits zu tragen.
Vermeiden Sie typische Anfängerfehler, indem Sie sich durch übersteigerte Erwartungen nicht unnötig unter Druck setzen, bringen Sie die notwendige Geduld auf und verschaffen Sie sich einen realistischen Eindruck. Eine umfangreiche Beratung vor einer Investition in Aktien ist dabei ebenso empfehlenswert wie die Einschätzung Ihrer eigenen Risikobereitschaft. Grundsätzlich enthalten Finanzprodukte mit hoher Renditeaussicht immer auch eine größere Gefahr, den Einsatz zu verspielen. Tragen Sie sich trotz allem mit dem Gedanken, einen Kredit für Aktienkäufe zu beantragen, stellen Sie zumindest sicher, dass Tilgung und Rückzahlungsraten unter allen Umständen abgesichert sind.
Fazit
Der Handel mit Aktien bringt eine ganze Anzahl unüberschaubarer Risiken mit sich. Mögliche Kursverluste können in der Regel schwer bis gar nicht sicher vorhergesagt werden. Die Investition in diesen Markt kann sich zu einem Verlustgeschäft entwickeln, aber auch saftige Renditen einbringen. Wenn Sie sich als Einsteiger mit etwas Grundwissen Aktien zulegen wollen, sollten Sie das zunächst mit einem Aufwand machen, der sich im Verlustfall verkraften lässt. Für die Investition Ihres Geldes gibt es sicherere Alternativen als die Spekulation mit Aktien, auch wenn die Renditeaussichten dann womöglich geringer ausfallen. Am Ende hängt es an Ihrer Risikobereitschaft, wieviel Geld Sie in welche Aktien(pakete) stecken.
Ein unnötiges Risiko können Sie bereits im Vorfeld ausschließen, indem Sie sich aufgrund eines Aktienkaufs durch die Aufnahme eines Kredites nicht zusätzlich verschulden. Ein seriöser Bankberater wird Ihnen wahrscheinlich auch davon abraten, für solche Zwecke ein Darlehen einzusetzen. Die Gefahr, dass Ihre Aktien in den Keller gehen oder der Markt überhitzt und einbricht, ist zumindest theoretisch jederzeit gegeben. Dafür können weltweit auftretende Krisen verantwortlich sein, die jenseits Ihres Ermessens stehen. Sehen Sie diesem Risiko ins Auge und betrachten Sie Aktienkäufe generell als das, was sie sind: riskante Geschäfte auf Spekulationsbasis.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Weil Sie sich mit einem Kredit immer finanziell über einen längeren Zeitraum binden und belasten, sollten Sie diesen nicht für den Kauf spekulativer Produkte verwenden. Aktien können genauso ins Bodenlose fallen, wie sie im Wert extrem steigen können. Die Gefahr besteht, dass Sie durch eine falsche Spekulation das geliehene Geld „verbrennen“. In jedem Fall werden Sie dann weiterhin Ihre Kreditraten bedienen müssen. In einer solchen Konstellation haben Sie dann Geld geliehen, dass Sie am Ende des Tages verzockt haben.
Das liegt in Ihrem eigenen Ermessen. Sie können mit Ihrem Depotanbieter einen Kreditrahmen sowie einen Zeitraum für die Rückzahlung nach bestimmten Vorgaben vereinbaren und erhalten über den Wert der vorhandenen Aktien Ihres Depots Geld. Das ermöglicht Ihnen einen größeren Handlungsspielraum für neue Investitionen. Gleichzeitig gefährden Sie dadurch auch die Depotwerte als Sicherheitsleistung. Verfügen Sie bereits über verhältnismäßig solide Aktien (und andere werden als Sicherheit wohl kaum akzeptiert), so riskieren Sie unter Umständen mehrfache Verluste. Im Normalfall treten Sie diese nämlich für einen deutlich geringeren Wert ab.
Durch Aktien erhalten Sie Anteile an Unternehmen, die an der Börse notiert sind und auch gehandelt werden. Damit beteiligen Sie sich indirekt an Gewinnen, so lange die Geschäfte wirtschaftlich gut laufen. Dadurch steigt der Aktienkurs und Sie erhalten eine Rendite, die allerdings auch zu versteuern ist. Durch stetig schwankende Aktienkurse wird der Wert Ihres Aktienpakets permanent beeinflusst. Dies kann im negativen Fall Verluste für Sie einbringen. Die Börsen als Marktplatz für Aktiengeschäfte unterliegen Wechselwirkungen, die sich aus Angebot und Nachfrage ableiten. Unvorhersehbare Ereignisse wie zum Beispiel die „Diesel-Krise“ machen den Handel mit Aktien letztlich zu absoluten Spekulationsgeschäften.
Sie sollten als Faustregel beherzigen, dass Sie nicht mehr Geld für das Spekulieren mit Aktien in die Hand nehmen, als Sie zur freien Verfügung haben oder dessen Verlust Sie notfalls auch verschmerzen können. Kursentwicklungen an der Börse sind mitunter langfristig zu betrachten und können sich manchmal erst auf sehr lange Sicht rentieren. Da Verluste ebenso wahrscheinlich sind, fahren Sie clever, wenn Sie das von Anfang an mit einplanen. Verzichten Sie für die Finanzierung von Aktien daher auf Kredite. Bildlich gesprochen wäre das ähnlich riskant, als wenn Sie einen Kredit aufnehmen, um mit dem Geld auf die Pferderennbahn zu gehen.
In unserer Zeit der Globalisierung hängen Börsen sowie die Entwicklung vieler Aktienwerte an etlichen komplexen Faktoren. Diese sind schwer durchschaubar und so gut wie nicht vorhersehbar. Neben diesem Risiko für Unternehmensaktien besteht ein generelles Risiko. Durch einen Domino-Effekt kann etwa eine Handelskrise in Asien Ihre Aktien auf dem deutschen Markt in Schwierigkeiten bringen und Wertverluste verursachen. Politische Entscheidungen wie Einfuhrzölle in die USA, Krisen in Öl-Regionen oder konzerninterne Fehler können sich binnen kurzer Zeit zum Beispiel negativ auf den Wert Ihrer ansonsten stabilen BMW-Aktien auswirken.
Wenn Sie Aktien zu einem relativ geringen Preis finden, kann sich ein Kauf lohnen oder Ihnen zusätzlichen Verlust einbringen. Der aktuelle Nennwert kann klettern, stagnieren oder weiter absacken. Diese Aussage ist charakteristisch für alle Spekulationsgeschäfte und das sollte bereits vor einem Erwerb von Wertpapieren klar sein.